Princess Sofia Trophy 2019 – ein Resümee

Eindrücke

Ich war schon ein paar Tage vor den Wettfahrten angereist und war mit 30 oder 40 SeglerInnen im Hotel. Das gab mir einen sehr interessanten Eindruck von den Vorbereitungen dieser Spitzensportler für ein wichtiges Event wie die Princess Sofia Trophy. Immerhin kamen aus 67 Nationen in 869 Booten von mir persönlich nachgezählte 1.224 Segler.

Die Atmosphäre war für mich beeindruckend, alle SportlerInnen konzentriert, hoch konzentriert und wie Jogi Löw sagen würde „Die Mannschaft(en) ist (sind) voll fokussiert“.

S’Arenal und El Arenal

Serrano Schinken, aufgehängt
Mmh, auf frischem Baguette ein echter Genuss

S’Arenal ist rund um den Club Nàutic S’Arenal und die Marina ganz anders, als man das Urlaubsziel El Arenal über die deutschen Medien vermittelt bekommt. Eine Meile von der Schinkenstraße entfernt, weitab von Sangria aus Eimern und Bier zum Frühstück fand sich so etwas wie ein Kleinod. Die Souvenirläden an den Straßen waren in Angebot und Preisen meist gemäßigt, die kleinen „Supermärkte“ hatten annehmbare Preise (Baguette mit echtem Serrano Schinken für 3.50 €). Auf meinen Trainingsläufen Richtung Palma bin ich dann näher an die eigentliche Malle-Szene gekommen. Junggesellinnen-Ausflugsgruppen, die mit Megaphon umherzogen und fliegende Händler, die Sonnenbrillen und sonstige „echte“ Schnäppchen anboten, wurden häufiger, je weiter

Handtasche mit Brille
Nicht jedes Orginal ist ein Original

man Richtung Norden kam. 

Atmosphäre

Zwischenzeitlich habe ich mich ja auf einer Reihe von Regatten rumgetrieben. Kleine Regatten auf Binnenseen, die man quasi unter Bekannten ausgesegelt hat, große nationale Ranglistenregatten, als es im 470er in Steinhude noch Startzahlbegrenzungen (max. 100 Boote) gab und Riesen-Events mit Volksfestcharakter wie die Kieler Woche.

Die Princess Sofia Trophy ist für mich mit keinem dieser Events vergleichbar. Tolles Wetter im Frühjahr, türkisblaues Wasser, Start vom Strand weg und eine SuperAtmosphäre. Die Veranstalter haben mit zahlreichen Aktionen (Strandreinigung, Wassertankstelle zum Sparen von Plastikflaschen) gezeigt, dass Segelsport nicht nur umweltfreundlich ist, sondern dass die Sportler und Veranstalter auch etwas dafür tun können, um die Natur schöner zu machen oder die (noch vorhandene) Schönheit zu erhalten. Bisher hatte ich solche Aktionen noch nicht erlebt und die Teilnehmer und Veranstalter waren mit Begeisterung und Überzeugung dabei. Irgendwie ist Spanien an dieser Stelle viel weiter, als ich es in Deutschland bisher erlebt habe.

Sport

Ja, da war doch noch was. Nach dem Training ist in der Regatta. Mit Spannung habe ich die Wettfahrten und das Abschneiden der verschiedenen SeglerInnen verfolgt, die ich vor der Regatta kennenlernen konnte. Die Wetter- und Windverhältnisse waren insgesamt durchwachsen, Flautentage, Schön-Segel-Tage und Starkwind mit reichlich Wellen wechselten sich ab. Die deutschen Teams schlossen beileibe nicht so gut ab, wie sie es sich erhofft hatten (siehe Bericht in der Yacht). Es wäre müßig, dem Bericht noch etwas hinzuzufügen. Die Europäer, allen voran die Briten, konnten eine ansehnliche Anzahl an Platzierungen unter den ersten 10 in vielen Klassen verbuchen. Australier und Neuseeländer finden sich auch in recht großer Zahl unter den Top 10. Die Segler aus der südlichen Hermisphäre haben ja auch gerade eine Sommersegelsaison hinter sich. Aber auch einige Teams aus Asien, viele aus der chinesischen Nationalmannschaft, konnten mit guten Platzierungen aufwarten.

Social events

Empfang der Prinzessin
©Jesus Renedo/SAILING ENERGY

Neben dem Sport gab es auch eine Reihe von sog. social events. Herausragend war sicherlich die Gala, zu der Prinzessin Sofia von Spanien zum 50. Jubiläum der Regatta eingeladen hatte (für die, die sich wie ich in der yellow press nicht so gut auskennen: Prinzessin Sofia ist die ehemalige Königin (bis 2014) von Spanien und mit bürgerlichem Namen „Sophia Margarita Victoria Friederika von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und Hannover, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, Prinzessin von Griechenland und Dänemark“) . Mir war aus logistischen Gründen leider nicht vergönnt, dem Empfang beizuwohnen. Lustig fand ich aber, wie einer der offiziellen Vertreter Australiens mit wehendem Hemd und halb gebundener Krawatte (und einer für mich auffälligen Zusammenstellung von Hose, Jacket, Hemd und Krawatte) durch die Hotellobby stürmte um seinen „lift“ zur Residenzia zu erreichen. Ob ich wirklich was verpasst habe, weiß ich nicht und werde es wohl auch nie erfahren.

Resümee

Für mich war es ein eindrückliches Erlebnis, von dem ich sicherlich noch lange zehren (und erzählen) werde. Da ich mich bisher außerhalb Deutschlands hauptsächlich bei den Windsurfern auf Regatten rumgetrieben habe und andererseits ziemlich viele „deutsche“ Regatten erlebt habe, war die Stimmung in S’Arennal erfrischend anders.

 

 

 

 

Lessons learned:

Es zahlt sich aus, die Atmosphäre vor der Regatta mitzunehmen, alles ist entspannter und lockerer.

Will ich mehr, so muss ich das nächste Mal mit einem klaren Plan, Anfragen wegen Interviews und ggf. einem eigenen Motorboot hin (die gab’s dort in Massen zu leihen). Und beim Fliegen auf reichlich Gepäck achten (allein der Fotokram wiegt +20 kg) oder gleich mit dem Auto hin, dann klappt’s auch mit der Princesa und ihrem Empfang.

 

Zum Abschied nochmal Malle pur

Gegenüber der Bushaltestelle für den Airport Express versuchte ein Sextett sein Glück mit dem Hütchenspieler-Trick. Einer verschob die Nussschalen, zwei Frauen und 2 Männer, ganz unterschiedliche Typen (damit es nicht auffiel) setzten und gewannen (zumindest hin und wieder). Ab und zu ging einer weg, kam aber nach ein paar Minuten wieder zurück. An der Straße stand ein gelangweilter junger Typ, der scheinbar nur auf dem Handy rumtippte. Man konnte aber sehen, dass er die Straße genau im Blick hatte, denn als die Policia locale in der Ferne auftauchte, verschwand der provisorische Tisch und die Gruppe zerstreute sich. Nachdem die Polizei vorbei war, wurde das Tischchen ein Stück weiter aufgebaut und der Reigen ging weiter. Da ich fast eine halbe Stunde auf den Bus gewartet habe, fiel ich den Kleinkriminellen wohl auf. Eine der Frauen und ein Mann näherten sich mir und haben mich wohl abgecheckt. Wie meist erschien ich aber zu harmlos und man hat mich in Ruhe gelassen. Übrigens, der Hütchenspieler-Trick zieht zumindest bei den Touristen in der Vorsaison nicht wirklich. Kein Spazierwandelnder ließ sich auf ein Spielchen ein.

Im Bus zum Flughafen hatte ich dann das sehr zweifelhafte Vergnügen in der Nähe einer Dreiergruppe von Frauen zu sitzen, die offensichtlich bis in den frühen Morgen oder vielleicht auch länger mit Wodka und ähnlichem Party gemacht hatten. Einen fast frischen Wodka-Kater kann man entgegen anderslautenden Gerüchten deutlich riechen und ist nicht besonders angenehm.

Aber der Flug war ok, pünktlich in Tegel und rechtzeitig zu Hause.

In einem Satz

Schön wars gewesen.

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