Am 19. Mai hat das world sailing counsil eine weise Entscheidung für die Olympiade 2024 in Paris getroffen:
Um den Segelsport attraktiv zu halten, vertraut man auf die seit 50 Jahren bewährte Ein-Hand-Jolle Laser.

In der Standard-Version für Männer, als Radial für die Frauen.
Mixed Klasse bleibt der vor 55 Jahren konstruierte 470er.
Das world-council setzte sich damit über die Empfehlungen von Seglern und Funktionären hinweg, die ein anderes Boot als überlegen eingestuft hatten.
Sieht man sich die Vertreter im counsil an, so erstaunt das Urteil wenig. Schon immer hat diese Gruppe Entscheidungen getroffen, über die viele den Kopf schütteln.

Kennt man die verschiedenen zur Wahl stehenden Boote, dann fragt man sich, wieso man 40 bzw. 50 Jahre Weiterentwicklung verschläft. Oder haben die Herrschaften Angst, dass sie die neuen Klassen nicht mehr beherrschen?

Betrachtet man sich den 470-er (ich habe selber 20 Jahre einen gesegelt), so hat man das Gefühl mit angezogener Handbremse zu segeln. Verglichen mit vielen modernen Booten tut sich das Boot viel schwerer ins Gleiten zu kommen. Aber selbst bei Gleitfahrt erscheint das Boot träge und beileibe nicht so leichtfüßig wie moderne Konstruktionen. Dazu kommt, dass diese Klasse fast kaum mehr unter Normalos verbreitet ist. Bei den Regatten finden sich ein paar Cracks zusammen. Weit entfernt von den Riesenfeldern, die in den vor-olympischen Zeiten vorherrschten.
Nicht immer war der Schritt zur Olympia-Klasse ein Vorteil für die Klasse! Aber der 470er ist zudem trotz 120 kg Gewicht so gebaut, dass ein Boot kaum eine Saison durchhält. Dann ist der Rumpf weich und das Boot nicht mehr wettbewerbsfähig.
Von den Segeleigenschaften her fühlt sich der Laser ähnlich an, nur halt Einhand.
Schade eigentlich, dass man an diesen Bootsklassen festgehalten hat. Ein Gewinn an Attraktivität für die Segelwettbewerbe bei Olympia ist es sicher nicht. Und wie eine Einhandseglerin einen Laser aufs Dach bugsiert, ist mir auch unklar.
Aber immerhin hat man sich nicht dazu entschlossen, die wenigen Live-Übertragungen der Regatten bei Olympia in schwarz-weiß zu übertragen. Gepasst hätte es, denn das Farbfernsehen wurde auch in den späten 1960er eingeführt. Heute kann man mit diesen Geräten nix mehr empfangen. Aber es werden noch immer Boote aus dieser Zeit bei der Olympiade gesegelt?